Donnerstag, 28. Oktober 2010

Mutteraugen

Sie hatte die phantastischsten Augen,
die du je zu Gesicht bekommen hast

Ein großer See und so dunkel,
wie dessen tiefer Grund

Große und warme Augen

Aber auch tiefe, schwarze Augen

Abweisende Augen

Die Augen einer Zauberin

Mutteraugen

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Ohne Titel

Eins gegen Eins.
Kampf!
Kraft gegen Kraft.
Ausdauer!
Sieg?

.

Reich oder Arm?

Nimm einen Reichen
du wirst nie Sorgen haben brauchen,
dass er etwas von dir verlangt.
Nimm einen Armen, oh weh, er könnte
Hunger haben und dich darum bitten,
ihm ein Essen zu bezahlen.
Vielleicht gehören die Reichen
zu den Suchtkranken?
Süchtig nach mehr Reichtum.
Vielleicht müßte man ihnen helfen.
Unlogisch, das Regierungen
- kapitalistische Regierungen –
zwischen arm und reich unterscheiden;
würden sie doch versuchen den Ausgleich
zwischen reich und arm zu erreichen,
dann wäre das Volk zufriedener, und
gelassener. Zumindest das gemeine Volk.
Auch wenn die Reichen, obwohl in der
Minderheit, dann sehr laut toben würden,
mit heftigen Schlägen gegen das arme Volk,
mit der Macht, die sie sich mit ihrem Reichtum
erkauft haben; so werden die Reichen die
Armen immer brauchen. Doch die Angst
vor den heftigen Schlägen der Reichen,
ihrer Macht, lähmt das gemeine Volk.
Arm zu sein bedeutet gleichzeitig stark
sein zu müssen, und das macht es so angreifbar,
das gemeine Volk.
Für jede Regierung.

Die Gier nach Geld
wird die Menschheit vernichten.
Erst die Armen,
dann die Reichen.
Erst die Schwachen,
dann die Starken.

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Sonntag, 24. Oktober 2010

Welch ein Gegensatz



Da kämpfen zwei Männer um ihre nackte Haut
und zigfach Zuschauer ergötzen sich aus Lust an
der Freude daran, dachte sich der Boxer, stieg
in den Ring und verlor sein Leben, wovon die
heißblütigen Zuschauer, welche sich am Sieg
des anderen erfreuten, noch nicht einmal
Notiz nahmen, als der tote Boxer im Sarg
herausgetragen wurde.

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Aufruhr



Eingeschlagene Fensterscheiben,
verbrannte Autowracks
brennende Barrikaden
ein tobender Zivilistenmob
das Soldatenheer des Staates
ein friedlich singender Chor:
„Keine Gewalt!“
und die Geister der Toten singen noch heute:

Keine Gewalt!“

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Liebst du mich?

„Liebst du mich?“

Na klar!“

„Liebst du mich wirklich?“

Ja sicher, das weißt du doch.

„Kannst du denn auch sagen, dass du mich liebst?“

Du weißt, dass ich das kann.“

„Anscheinend kannst du nicht sagen, dass du mich liebst.“

Ich habe es dir schon so oft gesagt.

„Dann sage mir doch jetzt, dass du mich liebst.“

Ja! Ich tue es!“

„Was tust du?“

Ach, leck mich doch am Arsch!“

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Deine Narben


Wer weiß denn, was du denkst?

Wer weiß denn, was du fühlst?

Wer weiß denn, was du empfindest?

Wer spürt deine Narben auf deinem Herzen,
die auf deiner Seele ruhen?

Wer spürt deine Sehnsucht nach unendlicher
Freiheit, wie ein Vogel frei über den Wolken
zu fliegen?

Wer weiß denn, dass dich das alles leben läßt
wie in einem toten Käfig?

Deine Seele und dein Herz, sie wissen all das.
Aber sie können es dir nur zeigen. Doch die
Narben, die auf deiner Seele und deinem Herzen
liegen, zeigen dir, dass du unheilbar „krank“ bist!

   Dein Kampf ist aus!
   Keine Lust mehr zu kämpfen!
   Zuviele Narben zurückgeblieben!

Du fühlst dich umgepolt – Gehirnwäsche
durch die Gesellschaft – wirst zum Herdentier!

   LAUF – VIEH – LAUF
   (mit allen anderen)

Doch du lebst noch
wenn du nur willst!

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Wahnsinnig wichtige Kirchenmaus


Er kam sich wahnsinnig wichtig
und interessant vor, und einmal,
da wolltest du ihm sagen, was für
ein fettes Schwein er sei und das
er hier nicht den stolzen Hahn
markieren solle und das seine
dämlichen Blondinen oder sonstwer
nur auf sein Geld aus wären und
das er ohne sein Geld nur ein
fettes Stück Fleisch wäre. Dann
aber tat er dir leid und du dachtest,
vielleicht ist es das Letzte, was
ihn noch am Leben hält. Sein
fettiges Geld mit dem er sich
alles kaufen kann, was ihm fehlt.
Und du würdest ihm mit deiner
Sicht über ihn vielleicht den Rest
geben, hattest du doch erkannt,
dass er nichts hatte außer seinem
Geld und das er in Wirklichkeit
arm wie eine Kirchenmaus war.

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Mittwoch, 20. Oktober 2010

Die Nacht / The Bombo Klaat Night



Die Nacht
Bombo Klaat! 
Der Vollmond
erhellt den Himmel. 
Kein Windchen geht.
Stille. 
Müdigkeit überkommt einen. 
Die Augen schließen sich. 
Doch die Gedanken rasen. 
Hellwach. 
Man hüpft von einer
Erinnerung zur nächsten. 
Kein Gedanke an Schlaf. 
Bombo Klaat! 
Nachts nicht
schlafen zu können 
ist ein Graus. 
Die Zeit vergeht. 
Die Gedanken sitzen tief.
Morgengrauen. 
Man verfolgt den Monduntergang. 
Er schneidet sich mit dem
Sonnenaufgang. 
Helligkeit. 
Lärm.
Endlich kann man einschlafen.

Bombo Klaat!

Leben 2 / Life II



Man hatte einen guten Morgen. 
Auch der Tag war in Ordnung. 
Viel erlebt und doch kaputt. 
Beruhigung. Ein Film im Kino. 
Der Titel: eine Biographie
- seiner selbst!

Das vorher war wirklich in Ordnung.
Aber das Nachher, 
wie der Sinn des Lebens 
– ohne Ende. 

Ewig neue Leben.
Ohne Erinnerung jedoch. 
Ein Leben
ersetzt ein anderes.

Leben / Life


Das Leben

Ein komplexer Film

Unmassen an Darstellern

Wo ist der Regisseur?

Ich hätte da mal eine Frage

Keine Fragen gestattet

Nur Anweisungen befolgen

Wessen?

Ach ja, keine Fragen

Gewalt / Violence


Gewalt! 
Es knallt. 
Keine Chance zu entkommen. 
Flucht. 
Aber wohin?

Muß ich mich wehren?

Ruhig bleiben wäre das beste.

Zurückschlagen?

Mein Herz will es so.

Frieden?
Ich hab ihn schätzen gelernt.

Ab wann ist Gewalt gerechtfertigt?
Manchmal ist sie nicht zu vermeiden.

Veränderung bedeutet kämpfen.

Mittel und Waffen sind unbeschränkt.
Physische wie psychische.

When Your Heart Turns Cold


When your heart turns cold
It causes your soul to freeze
It spreads throughout your spirit
Like a ruthless feeling disease
The walls that once were down
Now stand firm and tall
Safe from hate / love, pain / joy
Until you feelnothing at all
When your heart turns cold
A baby’s cry means nothing
A dead coprse is trivial
Mothers neglecting children is daily
Loneliness becomes your routine friend
Death seems like tranquility
Sleeping is never pleasant
If you even sleep at all
You forget ideals and turn off the reason
To make sure the product gets sold
You don’t understand how I behave
Just wait till your heart turns cold!

Wenn dein Herz kalt wird
wirkt das auf deine Seele
sie beginnt zu frieren
Es breitet sich aus
in deinem Geist
wie eine sich
rücksichtslos anfühlende Krankheit
Die Mauern
die einst gefallen waren
jetzt stehen sie wieder
fest und groß
Sicher vor Hass, Liebe,
Schmerz und Freude
bis du überhaupt nichts mehr fühlst
Wenn dein Herz kalt wird
dann bedeutet der Schrei
eines Babys nichts
Ein Leichnam ist banal
Mütter vernachlässigen Kinder täglich
Einsamkeit wird zum besten Freund
Der Tod wirkt wie Erlösung
Schlafen ist nie angenehm
wenn du überhaupt noch schlafen kannst
Du vergißt Ideale
und schaltest dieVernunft aus
um sicherzustellen
dass das Produkt verkauft wird
Du verstehst nicht,
warum ich mich verhalte wie ich es tue
Warte nur, bis dein Herz kalt wird!

Originaltext aus „The Rose That Grew From Concrete“ von Tupac Amaru Shakur 
(Pocket Books, November 1999)

To Our Children


We must support our children in every way we can. We must allow our children freedom to express themselves creatively. We must praise our children and thank them to their gift of inspiration. We must motivate our children spiritually. We must challenge our children to a higher level of achievement- We must increase our children’s self-confidence and improve their overall quality of life.

So we say to our children, draw, paint, write, act, sing, dance, think, express, and be free to dream always!


Für unsere Kinder

Wir müssen unsere Kinder auf alle Arten unterstützen, so gut wir können. Wir müssen unseren Kinden die Freiheit erlauben, sich selbst kreativ auszudrücken. Wir müssen unsere Kinder loben und ihnen danken, für das Geschenk ihrer Inspiration. Wir müssen unsere Kinder spirituell motivieren. Wir müssen unseren Kindern ein höheres Maß an Leistung abverlangen. Wir müssen das Selbstvertrauern unserer Kinder steigern und zur Verbesserung ihrer Lebensqualität beitragen.

Also sagen wir unseren Kindern: zeichnet, malt, schreibt, stellt dar, singt, tanzt, denkt, drückt euch aus und seid so frei immer zu träumen!


Originaltext aus „The Rose That Grew From Concrete“ – Vorwort/ Einleitung (Pocket Books, November 1999)

Samstag, 2. Oktober 2010

Definition von Antiklimax

Ich versuchte damals zu schreiben, und ich fand, dass die größte Schwierigkeit – außer ehrlich zu wissen, was man wirklich fühlte und nicht einfach das, was man fühlen sollte oder was man zu fühlen gelernt hatte  – darin bestand, niederzuschreiben, was wirklich bei einer Handlung geschah; was es tatsächlich war, was die Gefühlsregung, die man verspürte, hervorrief. Wenn man für eine Zeitung schreibt und berichtet, was geschah, vermittelt man mit Hilfe des aktuellen Zeitelements, das ja jedem Bericht über ein Tagesgeschehen einen gewissen Gefühlsgehalt verleiht, eben jene Gefühlsregung. Aber die Sache selbst, die Folge aus Bewegung und Sachverhalt, welche die Gefühlsregung hervorruft, und die in einem Jahr oder in zehn Jahren noch ebenso gültig sein würde, oder mit etwas Glück, und wenn man es rein genug ausdrückte, immer, lag jenseits meines Könnens, und ich arbeitete angestrengt darauf hin, das zu erreichen. Der einzige Ort, wo man Leben und Tod sehen konnte, das heißt gewaltsamen Tod, war die Arena, da die Kriege vorbei waren, und ich wollte brennend gerne nach Spanien, wo ich das studieren konnte. Ich versuchte, schreiben zu lernen, indem ich mit den einfachsten Dingen begann, und eines der allereinfachsten Dinge und das fundamentalste ist der gewaltsame Tod. Er hat keine der Komplikationen des Todes durch Krankheit oder des sogenannten natürlichen Todes oder des Todes von einem Freund oder von jemandem, den man geliebt oder gehaßt hat, aber es ist der Tod nichtsdestoweniger, und er ist eines der Themen, über die man schreiben kann. Ich hatte viele Bücher gelesen, in denen der Autor, wenn er einem einen Begriff von ihm geben wollte, nur etwas verschwommenes hervorbrachte, und ich kam zu dem Schluß, dies sei entweder so, weil ihn der Autor niemals deutlich gesehen hatte, oder weil er in dem Moment tatsächlich oder im Geist die Augen schloß, wie es einer vielleicht tut, wenn er ein Kind sieht, das in wenigen Sekunden von einem Zug überfahren werden wird, ohne dass er ihm zu Hilfe eilen und es retten kann. Ich glaube, er wäre in solch einem Fall berechtigt, die Augen zu schließen, da die bloße Tatsache, wie das Kind im Begriff steht, von dem Zug überfahren zu werden, alles ist, was er vermitteln kann; das tatsächliche Überfahrenwerden würde eine Antiklimax sein, so daß der Augenblick vor dem Überfahrenwerden das Äußerste sein dürfte, was er zu beschreiben vermag. Aber im Fall einer Hinrichtung durch Erschießen oder Hängen trifft dies nicht zu, und wenn der Versuch gemacht werden soll, diese sehr einfachen Dinge für immer gültig festzuhalten, geht es nicht mit irgendwelchem Augenzukneifen.

Text aus „Tod am Nachmittag“
(Original: „Death in the Afternoon“ / 1932)
von Ernest Hemingway